Seelenhäuschen 2018, Pflanzliche Pigmente und Abacà auf Büttenpapier, 21 x 15 cm, Art-Nr.: 280/56/30
Dorothea Kirsch
*1963 in Trier
Studium des Figuren- und Maskentheaters 1981-84 in Bochum
Theaterprojekte, Bühnenbildinstallationen, Figurentheaterproduktionen
Seit 1988 Wohn- und Ateliersitz in der Eifel
Seit 1992 ganze Hinwendung zur Skulptur, Hauptfeld Mobilé
Seit 2004 Organisation und Kuratierung des sommernachts-raums, jährliches Forum für zeitgenössische Kunst in Gillenbeuren.
Kontinuierliche Ausstellungs- und Dozententätigkeit und rege Teilnahme an jurierten Wettbewerben im In- und Ausland.
Arbeitsschwerpunkte:
Stahlgeschweißte Strukturen- Studien der Haltung, des Wachsens und des Tragens in Flora und Fauna.
Metamorphosen: papierne Objekt-Serie von Larven, Kapseln und Hülsen.
Spannend: Nylons. Fetisch und Faszinosum. Serie von Aliens, Schnecken und Argonauten.
Kinetische Assemblagen, Mobilés: Gleichgewicht und Dualität am seidenen Faden
ENIGMA: Installationen, Spieltische, Spielräume, Altäre, Schreine. Und Texte.
Klanginstallationen.
www.kunstbaustaelle.blogspot.de
Seelenhäuschen
Es handelt sich um eine Struktur, eine Spur, ein Muster, Produkt von Zufall und gleichfalls Produkt von sich streng wiederholenden Gegebenheiten und Vorgängen. So ergeben sich feine oder starke Unterschiede, unendliche Variationen des ostinaten Motivs.
Meist sehe ich ein Häuschen. Das Häuschen ist aber gar nicht so genau einzugrenzen, denn es setzt sich fort in Spiegelungen. Nach rechts und links deutet sich die Weiterführung des Motivs gleich einer Häuserreihe an. Diese Reihung wiederum spiegelt sich noch einmal horizontal, wie es an einem Gewässer geschieht. Haus am See / See-Häuschen / Seelen-häuschen. Oder die Häuschen stehen auf Stelzen, wie in Venedig oder in einer antiken Siedlung. Die Häuschen haben ein Dach, doch es klafft nach oben auf; etwas muss anscheinend ein- und ausfahren können.
Die Struktur hat aber auch einen sehr leiblichen Anklang. Haut, Häutung, Fell, Das Turiner Grabtuch, Abklatsch von etwas Gelebtem, Gewesenem. Eine Hinterlassenschaft, die an etwas einst hautnah Bewohntes, etwas Heimeliges erinnert.
Manchmal sehe ich auch nur den Riesen. Der mich beschützt und meine Feinde verjagt mit seinen wild erhobenen Armen.
Strukturen sprechen zu mir und sie erzählen jedem etwas anderes. Was für ein Segen dieses Sprechen sein kann! Es nährt und tränkt den großen See in unserer Mitte, darin sich der Himmel spiegelt. Möge er nie vertrocknen.